Wieviel Gewalt darf man beim Ernten von Baumperlen anwenden?

Baumperlen sehe ich als kleine Geschenke der Bäume an uns. In diesem Beitrag möchte ich ein wenig über das achtsame Ernten schreiben. Um es an vorderster Stelle zu schreiben: Geschenke reisst man nicht aus den Händen desjenigen, der einen beschenkt. Mir ist ein respektvoller Umgang wichtig, bei dem man dem Baum keinen Schaden zufügt. Und gerade Baumperlenfreunden sollte es daran gelegen sein, keinem Baum einen nachhaltigen Schaden zuzufügen.
Aber ist es wirklich so, dass man Baumperlen nur ernten sollte, wenn man sie mit der Hand ganz einfach vom Baum lösen kann?

Baumperlen wachsen an der Rinde des Baumes. Dabei ist die Anwuchsstelle der Baumperlen immer sehr unterschiedlich. Also die Stelle, an der die Perle mit dem Baum verwachsen ist, kann sehr klein sein oder großflächiger. Natürlich haben größere Baumperlen meistens eine größere Anwuchsstelle als kleine Perlen das haben. Es gibt aber auch vergleichsweise große Perlen, die nur mit einem sehr kleinen Fleck mit dem Baum verbunden sind. 

Und es gibt wiederum kleine Baumperlen, die aber sehr breitflächig mit dem Baum verbunden sind.

Findet man nun eine Baumperle, kann man versuchen sie mit den Finger zu lösen. Alte und vertrocknete Baumperlen lassen sich meist sehr einfach lösen. Die Anwuchsstelle ist bereits mit einer Bastschicht versehen und es bleibt keine Verletzung am Baum zurück.

Anders ist das bei frischen Baumperlen. Diese hinterlassen eine kleine offene Stelle – eine Wunde also.

 

Nun gibt es in der Baumperlenszene manchmal Glaubenskriege darüber, ob man dann Baumperlen überhaupt ernten soll, solange sie frisch sind.
Und ob es eine Gewalteinwirkung ist, wenn man Baumperlen mit einem sanften Klopfen mittels einem Hammer löst.

 


Faktoren für das Ernten

Meines Erachtens spielen mehrere Faktoren eine Rolle, ob man eine solche Baumperle nun ernten kann oder nicht.

  1. Wie groß ist die Anwuchsstelle? Also welche offene Wunde werde ich damit provozieren?
  2. Wieviele Baumperlen sind an diesem Baum? Und was würde es bedeuten, wenn sich dann die Wunden summieren, die ich mit meiner Ernte hervorrufe?
  3. Wie groß ist der Baum und wie gut verkraftet er solch eine Wunde?

Bäume sind große und starke Wesen, die es sehr gut verkraften, wenn man zum Beispiel mal einen Ast abknickt. Sie haben ein System, was dann aktiv wird und gehen nicht ein, weil sie eine kleine Verletzung haben. Das wäre ja auch schlimm!

Bzw. ist es schlimm für kleine Bäume, wenn Rehe sie anfressen und dieser Fraß zu viel wird.

Wenn man nun durch das Ernten eine Wunde hervorruft, die 1-3 cm groß ist, dann ist das für den Baum im Normalfall problemlos möglich, diese zu verschließen ohne einen Schaden dadurch zu bekommen.
Vor allem wenn man das in der Zeit des Jahres macht, wenn der Baum im Saft steht.
Im Winter ist es für den Baum schwieriger eine Wunde zu versorgen. Er befindet sich dann in Winterruhe und kann daher die Wunde nicht sofort heilen und es ist dann eine Eintrittspforte für diverse Erreger.
Daher habe ich einen Artikel geschrieben, der sich damit befasst, ob man im Winter Baumperlen ernten soll oder nicht. Dazu habe ich den bekannten Förster Peter Wohlleben befragt und man kann das hier nachlesen. 

Ein Satz aus der Antwort möchte ich hier rezitieren: 
Grundsätzlich haben Forschungen ergeben, dass Bäume mit Verletzungen bis zu der Größe eines 2€-Stücks gut zurecht kommen, ohne dass mit Folgeschäden zu rechnen ist. 

Ich selbst habe an einer meiner Eichen eine frische Baumperle geerntet und dazu ein Video aufgenommen. Man sieht die kleine Stelle an der die Baumperle mit dem Baum verbunden war und ich habe sie nun längere Zeit beobachtet.
Generell schaue ich auch immer wieder bei den Bäumen vorbei, die mir Baumperlen geschenkt haben. Ich sehe wie sie die Wunden verschlossen haben und das es ihnen nichts geschadet hat.

 

Was bedeutet Achtsamkeit

Für mich bedeutet eine sanfte und achtsame Ernte der Baumperlen mehr als der Akt der Ernte an sich.
Der Baum verkraftet also auch das Pflücken einer größeren Perle, die noch nicht getrocknet ist problemlos. Auch wenn man diese Perle nur mit einem sanften Schlag eines Gummihammers löst, wird die Wunde die darunter ist so klein sein, dass es den Baum in keinerlei Schwierigkeiten bringt.
Denn der Hammer muss nur einen sehr sanften Impuls geben, damit sich dann die Baumperle löst.
Man kloppt und drischt also nicht mit massloser Gewalt auf die Baumperle ein. Denn damit würde man die wunderschöne Oberfläche der Baumperle nur zerstören.
Es geht also um eine Art Hebelwirkung, die der Hammer dann auslöst. Und das macht man mit einem kleinen “Puff”.

Viel schlimmer finde ich die Baumperlenwütigen, die einfach nur um des Habens willen sammeln und es nur Trophäen sind, die dann irgendwann in einer Schublade lieblos vergammeln.

Und was man auch im Hinterkopf haben sollte ist, dass beim Baumschnitt viel größere Wunden entstehen und man sich vor Augen halten darf, dass diese Bäume damit ebenfalls gut zurecht kommen.

Man könnte nun darüber diskutieren, dass man die Wunde nachträglich mit Baumpaste, Wachs, Lehm oder ähnlichem versorgt. In meinen Augen ist das aber bei den Wunden, die selbst große Baumperlen hinterlassen nicht notwendig.


Holz als Rohstoff

Generell finde ich die Diskussionen rund um das Ernten von Baumperlen auch in der Richtung interessant, als das die wenigsten Menschen sich Gedanken darüber machen, wo sie überall den Rohstoff Holz verschwenden.
So empfinde ich häufig eine Doppelmoral.
Denn da wird masslos Papier verschwendet und beim Möbelkauf nicht auf Nachhaltigkeit geachtet, weil dann der eigene Geldbeutel doch wichtiger ist als das eigene Verhalten. Und dafür sterben Bäume.

Kaum ein Baum wird nachhaltig Schaden nehmen, nur weil man eine Baumperle gepflückt hat und dadurch eine kleine Wunde entstanden ist.
Und noch unwahrscheinlicher ist, dass ein Baum dadurch stirbt.
Letztlich beweist der Baum ja durch die von ihm gemachte Baumperle, dass er mit solcherart Wunden sehr gut zurecht kommt.

Woher bekomme ich meine Baumperlen?

Meine Baumperlen bekomme ich meist von Menschen, die Baumperlen sammeln und dann aber mit den Baumperlen nichts anfangen. Anstatt das sie also irgendwo in einer Kiste herumliegen kreiere ich schöne Dinge, die Menschen mit der Natur verbinden.

Baumperlen werden immer bekannter und dadurch gehen mehr Menschen in die Natur. Natürlich kann es immer die Leute geben, die es übertreiben und Schaden anrichten.
Ich glaube aber, dass letztlich das Positive des Baumperlensammelns überwiegt. Denn bekanntlich schützt man das was man liebt. Und so kenne ich keinen Naturliebhaber, der mutwillig Bäume zerstören will, indem er Baumperlen sammelt.

Hier findest Du Artikel von mir über:

Baumperlen ernten
Baumperlen schälen

Wenn Dich das Thema näher interessiert lege ich Dir mein Buch über Baumperlen ans Herz. Du findest es in meinem Shop.